Hotspot Hamburg

  • Health Harbour Hamburg

Um die Kommunikation und Vernetzung der Gesundheitseinrichtungen untereinander anzukurbeln, nimmt die Hansestadt Hamburg gemeinsam mit dem Bundesamt für Soziale Sicherung ordentlich Geld in die Hand. 20 Millionen Euro stellen beide Partner bereit, damit Hamburgs Krankenhäuser digitaler und vernetzter werden. Das Geld fließt in Health Harbour Hamburg, kurz H3, ein telemedizinisches Netzwerk in der Hansestadt.

Health Harbour Hamburg existiert bereits seit 2019. Unter Federführung der Hamburger Sozialbehörde haben sich unter dem Netzwerkdach Krankenhäuser, Krankenkassen, die Ärztekammer Hamburg sowie die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg zusammengeschlossen. Ihr Ziel: den Austausch medizinischer Daten im Gesundheitswesen durch Vernetzung zu verbessern. Die Finanzspritze von 20 Millionen Euro wurde Anfang 2023 bewilligt. Sie basiert auf Fördermittelanträgen von insgesamt 23 Hamburger Krankenhäusern und wird zur Hälfte aus dem Krankenhausstrukturfonds II und zur anderen Hälfte von der Stadt Hamburg gezahlt.

Digital, aber nicht vernetzt

Grund für den Zusammenschluss des Netzwerks und die großzügige Finanzspritze ist die Tatsache, dass trotz Telematikinfrastruktur und Investitionen in die Digitalisierung von Gesundheitseinrichtungen keine echte Vernetzung stattfindet. Im Gegensatz dominieren nach wie vor Insellösungen, weil bei der Entscheidung für eine digitale Lösung in Praxis oder Klinik der Aspekt der Datenkommunikation zu selten im Fokus steht. Das Ergebnis: Medizinisch relevante Informationen werden viel zu oft noch auf Papier von A nach B transportiert – mit allen Nachteilen, die damit verbunden sind. Also Zeitverlust, dem Risiko von Informationslücken, möglichen Doppeluntersuchungen etc.

Das Geld soll eingesetzt werden, um zum Beispiel den sektorübergreifenden Datenaustausch zwischen Leistungserbringern zu fördern. Im Fokus stehen dabei vor allem auch große Datenmengen, also radiologische Bildbefunde. Voraussetzung für den Datenaustausch ist die Einverständniserklärung der Patientinnen und Patienten. Außerdem sollen Arztbriefe, Diagnosen und Befunde in elektronisch auslesbarer Form in die ePA fließen und so auch für den Zugriff durch die Patienten verfügbar sein. Entscheidend ist dabei, dass auf Lösungen und Konzepte gesetzt wird, die ohnehin vorgesehen oder verpflichtend sind – also konkret auf solche der gematik und der Telematikinfrastruktur (TI). Parallelstrukturen sollen in jedem Fall vermieden werden.

Interoperabilität im Mittelpunkt

Basis für den Datenaustausch ist eine Schnittstelle zwischen einem dezentralen Netzwerk der Krankenhäuser und der Telematikinfrastruktur. Eine standardisierte Schnittstelle zu den einzelnen KIS sorgt für die nötige Interoperabilität und Systemunabhängigkeit.

Konkret werden innerhalb des Netzwerks vier konkrete Anwendungsfälle adressiert:

  • Online-Terminbuchung in Arztpraxen und Krankenhäusern, Ausbau: Online-Sprechstunde in Arztpraxen und Online-Check-in
  • Digital transparente Versorgungsübergänge, Austausch von Arztbriefen, Befunden,Medikationsplan etc.
  • Austausch strukturierter Daten durch Anbindung an Krankenkassen-Apps und elektronische Patientenakten der Krankenkassen
  • Auf- und Ausbau des Teleradiologischen Netzwerks Hamburg

Der ambulante Sektor soll erst perspektivisch und in einer späteren Projektphase berücksichtigt werden.

Die Ergebnisse des Projekts in Hamburg könnten Signalwirkung auf andere – vor allem größere – Bundesländer haben. Interessant wird auch die Frage sein, in welcher Geschwindigkeit die Vernetzung vonstattengehen wird und ob die Patienten am Ende spürbar von einer besseren oder zumindest komfortableren Versorgung profitieren. Diese beiden Punkte sind es ja vor allem, die bei Projekten der gematik und der TI in der Kritik stehen.