Westdeutscher Teleradiologieverbund wird zu connectMT
Es war einmal die Idee, Radiologien im Ruhrgebiet zum Zwecke des digitalen Bilddatenversands zu vernetzen. Was gefühlt eine Ewigkeit her ist und mit dem Teleradiologieverbund Ruhr begann, liegt erst etwas mehr als zehn Jahre zurück – und entwickelte sich zum bundesweiten Erfolgskonzept. Die in der Namensgebung angelegten geographischen Beschränkungen – aus dem Teleradiologieverbund Ruhr wurde der Westdeutsche Teleradiologieverbund – stellten sich schnell als viel zu eng gefasst dar. Und auch inhaltlich entwickelte sich der Zusammenschluss, der in diesem Jahr zu connectMT umfirmiert wurde, rasant weiter.
Die Reise hin zu den Anfängen des Teleradiologieverbunds Ruhr im Jahr 2011 führt in eine Zeit, in der es zum medizinischen Alltag gehörte, dass radiologische Bilddaten auf CDs gebrannt und per Taxi durch die Weltgeschichte gefahren oder einfach dem transportbereiten Patienten auf den Bauch gelegt wurden. Diese physische Weitergabe relevanter medizinischer Informationen bedeutete für die Radiologinnen und Radiologen einen enormen prozessualen Aufwand und für die Versorgungsqualität echte Einbußen. Zum Beispiel, weil Doppeluntersuchung notwendig waren, wenn CDs nicht vorlagen oder nicht eingelesen werden konnten. Oder weil sich Diagnosen und Behandlungen aufgrund nicht vorhandener Daten verzögerten, was gerade in Notfallsituationen wie einem Schlaganfall verheerende Auswirkungen hatte.
Netzwerk schloss Versorgungslücke
Auf Basis einer von VISUS entwickelten Technologie wurde von der MedEcon Telemedizin GmbH, ein extra hierfür gegründetes Tochterunternehmen der MedEcon Ruhr, ein digitales Netzwerk geschaffen. Dieses ermöglichte eine sichere, schnelle und zuverlässige Übertragung zwischen den PACS der Netzwerkpartner. Die radiologischen Bilddaten lagen im Falle einer Verlegung oder Überweisung also bereits vor, bevor die Patientin oder der Patient eintraf. Für die teilnehmenden Radiologien wurden Prozesse dadurch beschleunigt und gleichzeitigt qualitativ verbessert, Radiologinnen und Radiologen wurden enorm entlastet. Aufgrund des Optimierungspotenzials und der einfachen Vernetzungsmöglichkeit über Sektorengrenzen hinweg wuchs der Verbund schnell über das Ruhrgebiet hinaus und umfasste zunächst ganz NRW inklusive der großen Universitätskliniken später dann auch die Zentren und Unikliniken in Hannover, Frankfurt oder Mainz. Schließlich waren knapp 700 Einrichtungen in 13 Bundesländern im Verbund aktiv.
Die so einfach gewordene Zusammenarbeit und der rasche Informationsaustausch ermöglichten eine Positionierung mit dem Alleinstellungsmerkmal eines raschen Konsils, das sich positiv auf die Patientenströme auswirkte. Vor allem weckte der Teleradiologieverbund aber Begehrlichkeiten bei den anderen Fachdisziplinen: Alle Bereiche, die Untersuchungen im DICOM-Format nutzten, wollten am Netzwerk teilnehmen, so dass nicht mehr länger nur die Radiologie, sondern auch Kardiologie, Chirurgie, Neurologie, Onkologie oder Urologie die Infrastruktur nutzten.
KI und Patienteneinbindung erweitern Spektrum
Im Laufe der Jahre und getrieben von den Netzwerkteilnehmenden, entwickelte sich der Verbund auch inhaltlich und technologisch weiter. Die medizinischen Einrichtungen wollten sicherstellen, dass die Patientinnen und Patienten bei der Behandlung angemessen miteinbezogen werden, da ihre Rolle im Prozess immer wichtiger wurde.Diesem Wunsch konnte mit technischen Innovationen wie dem Upload-Portal nachgekommen werden. Mittlerweile können Patienten von zu Hause aus ihre Untersuchungen an Gesundheitseinrichtung senden, die dem Netzwerk angeschlossen sind und damit deren Infrastruktur nutzen. So kann der eigentliche Behandlungstermin vor Ort effizienter gestaltet werden.
Das zweite wichtige Thema, für das der Verbund prädestiniert ist, betrifft die Integration von KI-Lösungen in medizinische Prozesse. Durch die Einrichtung eines „KI-Marktplatzes“ können Leistungserbringer schnell und einfach auf Unterstützungs-Anwendungen zurückgreifen, ohne diese selbst im Haus installieren zu müssen. Der Marktplatz www.med-ki.de bietet den Netzwerkteilnehmenden mittlerweile ein gutes Dutzend verschiedene KI-Services an.
Um diese und auch künftige Weiterentwicklungen des Verbunds auch namentlich abbilden zu können, entschied sich die MedEcon Telemedizin GmbH 2023 erneut dazu, dem Kind einen neuen Namen zu geben: Unter connectMT sollen künftig alle Themen, geographischen Regionen und Mitglieder eine Heimat finden. Einem weiteren Wachstum steht also nichts mehr im Wege. Aber schon heute ist connectMT der größte und einer der dynamischsten Verbünde seiner Art mit monatlich 80.000 Untersuchungen, einer halben Milliarde Einzelmails und 250 TB Datenvolumen. Das nächste Ziel steht schon fest: Die Konnektivität zu ePA, eFA, KIM und der Telematikinfrastruktur wird aktuell technisch durch VISUS vorbereitet. So können auch zukünftig die besonderen Anforderungen der Bilddatenkommunikation zwischen Systemen, Akteuren und Sektoren im Gesundheitswesen einfach und schnell erfüllt werden.