Der niederländische Exit

  • Der niederländische Exit

Die Niederländer sind ausgestiegen. Seit mehr als zwei Jahren machen sie schon nicht mehr mit. Und alle Beteiligten sind unisono froh, den Schritt gegangen zu sein. Denn: Ohne Bilddaten-DVDs lebt und arbeitet es sich einfach leichter im Gesundheitswesen. Vor allem, wenn sich radiologische Bilder und Befunde stattdessen einfach per Knopfdruck flächendeckend an Gesundheitseinrichtungen in den Niederlanden verschicken lassen. Möglich ist das seit der Einführung des nationalen DVDExit/Twiin-Programms, das den digitalen Austausch radiologischer Bilder national vorantrieb und dem inzwischen 86 Krankenhäuser und knapp 30 MVZ angehören. 

Dass es unser Nachbarland tatsächlich innerhalb eines überschaubaren Zeitraums geschafft hat, eine zentrale Struktur für den Austausch radiologischer Daten aufzubauen, an der sich alle relevanten Einrichtungen beteiligen, ist gar nicht hoch genug zu loben. Und Anlass genug, noch einmal genau zu schauen, worin dieser Erfolg begründet liegt. 

Gesagt, getan: So einfach kann es gehen

Rückblende: Anfang 2020, als die Coronapandemie so richtig Fahrt aufnahm, war die Entscheidung, landesweit aus dem DVD-Versand-Geschäft auszusteigen, schon gefallen. Bereits 2017 hatte die niederländische Röntgengesellschaft das Ziel einer zentralen Plattform zum Bild- und Befundaustausch formuliert. Mit den ersten Kontaktbeschränkungen und der Erkenntnis, dass diese länger anhalten würden, wurde das DVDExit-Projekt zeitlich noch einmal gepusht. Zwar konnte das ambitionierte Ziel, alle 75 Allgemeinkrankenhäuser bis zum Sommer 2020 anzuschließen, nicht gehalten werden. Aber mit der Zielerreichung Ende 2020 legten die Niederländer immer noch einen beachtlichen Sprint hin. 

Dass innerhalb eines Jahres die Umstellung vom DVD-Versand auf den Austausch über eine zentrale Infrastruktur realisiert werden konnte, lag an mehreren Dingen. Zum einen an der guten Vorbereitung des Projekts und dem Willen aller Beteiligten, dieses auch umzusetzen. Zum anderen lag es auch an der zugrunde liegenden Technologie und der Geschwindigkeit, mit der diese flächendeckend in den 75 Häusern eingerichtet werden konnte. Zwei Komponenten spielten dabei eine Rolle: Die Einrichtung des zentralen Netzwerks und das Senden von Daten über dieses Netzwerk. 

Alphatron und VISUS: Ein perfektes Team

Für die Einrichtung des Netzwerks war Alphatron Medical, der niederländische VISUS Partner, verantwortlich. Die dahinterliegende Technologie, die das Versenden der Daten ermöglicht, basiert auf einer DICOM-Mail-Lösung aus dem Hause VISUS. Für eine hohe Akzeptanz unter den teilnehmenden Einrichtungen war eine einfache Installation und Handhabung der DICOM-Mail-Struktur unbedingte Voraussetzung. Dazu zählte auch ein sorgfältiges Mandantenmanagement. Denn natürlich dürfen auch in den Niederlanden medizinische Daten nur mit der Einwilligung der Patientinnen und Patienten an definierte Dritte weitergegeben werden. Die VISUS Technologie erfüllt diese Voraussetzungen und stellt im radiologischen Alltag eine echte Erleichterung dar, auf welche die Anwenderinnen und Anwender nicht mehr verzichten möchten. Seit der Einführung von DVDExit/Twiin Portaal ist es für sie viel einfacher, Daten selektiv zu übermitteln. So reicht bei einem gebrochenen Arm nur das entsprechende Röntgenbild, bei Tumorpatienten sind weitere Aufnahmen – zum Beispiel aus den Vorjahren – sinnvoll. Auswahl und Versand der notwendigen Bilder und Befunde sind jetzt nicht nur deutliche komfortabler, sondern auch sicherer. Die elektronisch übermittelten Daten sind nämlich verschlüsselt, was bei der Weitergabe auf DVD nicht der Fall ist. 

Eine wichtige Erkenntnis aus den ersten Jahren des DVD-losen Datenaustauschs: Es werden deutlich mehr radiologische Bilder auf die Reise geschickt – sei es, um eine Zweitmeinung einzuholen oder im Rahmen einer Verlegung von Patientinnen und Patienten. Das führt dazu, dass die Qualität der (Weiter-)Behandlung steigt, die Anzahl der Nachfragen oder Doppeluntersuchungen gleichzeitig sinkt. Ein weiterer Grund für die geringere Anzahl an Doppeluntersuchungen ist auch die neue Geschwindigkeit der Informationsübertragung und die Tatsache, dass Bilder meist vor dem Patienten eintreffen. Beim DVD-Versand wurden in Notfällen oft neue Aufnahmen erstellt, um keine Zeit bei der Therapie zu verlieren. Diese Ressourcenverschwendung ist nun passé.

Mittlerweile sind neben den 75 Allgemeinkrankenhäusern auch Spezialkrankenhäuser Teil des DVDExit/Twiin-Programms, so dass mittlerweile knapp 90 Häuser auf den Bilddatenversand per Knopfdruck setzen. Hinzu kommen rund 30 MVZ. In Summe wurden 2022 insgesamt mehr als 1,4 Millionen Studien per Mail verschickt, bis Juli 2023 waren es bereits 930.000, was zeigt, dass das Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft ist.