Vorbildliche Nachbarn
Ende Juli 2020, gut sechs Monate nach Projektstart, wird es soweit sein: Die radiologischen Bilddaten der niederländischen Bürger werden dann nicht länger per DVD oder einem anderen Speichermedium durch das Land getragen, sondern können über eine zentrale, digitale Infrastruktur versendet werden. DVDexit heißt das Projekt, das die 75 niederländischen Krankenhäuser künftig miteinander verbindet. Es ist ein erster Schritt auf dem Weg alle 75 niederländischen Krankenhäuser noch in diesem Jahr miteinander zu verbinden und damit den digitalen Austausch von Daten voranzutreiben. Das finale Ziel ist Twiin, eine landesweit zugängliche „Timeline“, in der alle radiologischen Daten jedes Patienten für jeden berechtigten Arzt in den Nierderlanden einsehbar sind.
Niederlande schaffen nationales radiologisches Netzwerk
Aber zurück zu DVDexit. Der Wunsch, radiologische Bilddaten einfach und sicher auszutauschen geht auf die Initiative der niederländischen Röntgengesellschaft zurück: „Schon 2017 haben wir in der Gesellschaft ein Dokument formuliert, in dem wir die Abschaffung von DVD und CD fordern und zugleich skizzieren, wie wir uns eine zentrale, nationale Plattform für den Austausch radiologischer Bilddaten und Befunde vorstellen. Eine zentrale Herausforderung dabei war, dass der Austausch der Daten unabhängig von dem jeweiligen System funktionieren muss, mit dem ein Arzt arbeitet. Egal, ob das führende System ein PACS oder ein KIS ist und ganz gleich, wer Hersteller des Systems ist, sollte es möglich sein, radiologische Informationen landesweit verfügbar zu machen“, erklärt Mark Kruit, Radiologe und Neuroradiologe am University Medical Center in Leiden und Mitglied des Twiin Advisory Boards.
Die präferierte Lösung aller Beteiligten war letztlich Twiin: Ein landesweites, zentrales Register aller radiologischen Bilder und Befunde, das die behandelnden Ärzte einfach über ihren Arbeitsplatz einsehen können.
„Dabei handelt es sich um eine sogenannte Pull-Lösung: Alle Daten werden automatisch – natürlich mit der Einverständnis des Patienten – eingespeist, der behandelnde Arzt sieht die Informationen chronologisch in Form eines Zeitstrahls und kann die gewünschten Bilder und Befunde einfach per Klick einsehen“
Mark Kruit
Radiologe und Neuroradiologe am University Medical Center in Leiden und Mitglied des Twiin Advisory Boards
Um die Zeit bis zur endgültigen Implementierung dieser Pull-Lösung zu überbrücken, wurde mit DVDexit eine Push-Lösung als schnell umzusetzender Zwischenschritt ins Leben gerufen. Das heißt, radiologische (Vor-) Aufnahmen müssen aktiv (digital) an einen behandelnden Arzt in einer anderen Klinik geschickt werden, damit die Bilder und Befunde dort sichtbar sind.
Einfach, zentral und sicher: JiveX vernetzt die Niederlande
Technologisch betrachtet hat DVDexit Ähnlichkeiten zur Infrastruktur des Westdeutschen Teleradiologieverbunds und zum DICOM E-Mail Netzwerk, das Alphatron bereits vor zwei Jahren mit JiveX in 18 niederländischen Kliniken etablierte. Und ebenso wie für diese beiden Projekte, stellt VISUS auch für DVDexit die Technologie für den sicheren und für Anwender einfachen Bilddatenaustausch zur Verfügung. Verantwortlich für die Implementierung und den Service rund um JiveX in den Niederlanden ist der langjährige VISUS Partner Alphatron Medical. Patrick Zondag, Business Unit Manager bei Alphatron, erklärt: „Es gibt zwei Szenarien für den Bilddatenaustausch. Entweder den direkten Versand und Empfang radiologischer Bilddaten über ein DICOM E-Mail Gateway. Oder – wenn eine solche Infrastruktur in einer Einrichtung nicht verfügbar ist – über das JiveX Connect Portal, das ein webbasiertes Up- bzw. Downloadportal bereitstellt. Der Einsatz von JiveX Connect hat den Vorteil, dass perspektivisch auch Patienten in die Bilddatenkommunikation eingebunden werden können.“
Gerade mal ein gutes halbes Jahr haben die Verantwortlichen für die Implementierung dieser zentralen Infrastruktur in allen 75 Krankenhäusern eingeplant – und es sieht nicht so aus, als würde der Zeitplan ins Wanken geraten. Wie kann ein solch großes Projekt in so kurzer Zeit erfolgreich umgesetzt werden? „Das Geheimnis liegt in einem allgemeinen Konsens aller Gesellschaften über die Wichtigkeit einer zentralen Lösung und darin, dass wir mit der nationalen niederländischen Versicherungsgesellschaft einen Geldgeber für das Projekt haben“, erklärt Hans Mekenkamp, Projektleiter DVDexit. Und natürlich auch an der guten Vorbereitung und der richtigen Wahl des Technologiepartners. Martin Klingelberg, verantwortlich für den Vertrieb in der Region DACH und den Niederlanden bei VISUS in Bochum, zeigt sich von dem Tempo der Umsetzung beeindruckt: „DVDexit zeigt eindrücklich, dass auch nationale IT-Großprojekte schnell und entschlossen realisiert werden können, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen und die Lösung dabei im Fokus der Verantwortlichen verbleibt. Wir freuen uns, dass wir nun und in Zukunft ein Teil dieser smarten Initiative sein werden."
Gute Wahl: JiveX überzeugte im Auswahlverfahren
Die zügige Realisierung des Projekts war eine wichtige Voraussetzung für die Wahl des Partners. Weitere Anforderungen waren die einfache Handhabung, die in einer Anwendertestgruppe überprüft wurde, sowie der Nachweis über niederländische und internationale Projekte, die darauf schließen ließen, dass ein nationales Projekt dieser Größe bewältigt werden konnte. Von den rund acht Unternehmen, die sich an der Ausschreibung beteiligten, blieben letztlich drei namhafte Gesundheits-IT Hersteller übrig, unter denen Alphatron mit JiveX von VISUS das überzeugendste Gesamtpaket in Sachen Qualität und Usability bot.
Damit die Umsetzung reibungslos über die Bühne geht, wurden die Niederlande in zehn Regionen eingeteilt, deren Regionalmanager jeweils etwa sieben Krankenhäuser betreut. So ist gewährleistet, dass Verzögerungen in einem Haus keine Auswirkungen auf das landesweite Projekt haben.
„Wir sind optimistisch, dass bis zum 31. Juli 2020 alle Krankenhäuser radiologische Bilddaten digital versenden und empfangen können. Die Twiin Infrastruktur soll übrigens bis Ende 2020 umgesetzt sein – die Frage, ob und wenn ja wo radiologische Bilder vorhanden sind, ist dann endgültig passé“
Hans Mekenkamp
Projektleiter DVDexit
COVID-19 als Beschleuniger
Ursprünglich war das gesamte DVDexit und Twiin Projekt auf zwei Jahre ausgelegt: Von November 2019 bis Ende 2021. Dann kam Corona und COVID-19. Und plötzlich wurde die landesweite Verfügbarkeit radiologischer Bilder und Befunde sowie die Vernetzung der Kliniken untereinander noch dringlicher. Grund genug für die Verantwortlichen, den Zeitplan für die Umsetzung kurzerhand zu halbieren, was für Alphatron und VISUS kein Problem darstellte – bis Ende Juli 2020 werden alle 75 Krankenhäuser angeschlossen sein.