Das große Vernetzen

  • VISUS_Klebers_Kolumne

Nicht alle großen Vorhaben kündigen sich mit einem Big Bang an. Manche schleichen sich still, leise und unbemerkt durch die Hintertür. Haben Sie zum Beispiel bemerkt, dass wir uns mitten in einem der größten und wichtigsten deutschen Digitalisierungsprojekte überhaupt befinden? Ganz recht. Denn die digitale Vernetzung unseres Gesundheitssystems betrifft mehr als 80 Millionen Patienten, etwa 400.000 Ärzte, knapp 100.000 Arztpraxen, mehrere Tausend Kliniken und Reha-Einrichtungen sowie einige Hundert Gesundheits-IT-Unternehmen, in denen zig Tausend Menschen arbeiten. Mir persönlich ist im Laufe meines Berufslebens kein anderes Projekt dieser Größenordnung begegnet.

Bei Projekten dieser Art liegt die Herausforderung in der rasanten Potenzierung von Wissen während der Projektinitiierung. Neues Wissen schlägt sich nicht nur in der direkten medizinischen Versorgung nieder, sondern auch in den Prozessketten. IT-Systeme, die heute konzipiert und programmiert werden, müssen diesen kontinuierlichen Change-Prozess berücksichtigen. Wenn wir als Gesundheits-IT-Unternehmen einen wertvollen Beitrag zum Mammutprojekt „Vernetzung des Gesundheitssystems“ beitragen möchten, müssen wir Lösungen entwickeln, die so spezifisch sind, dass sie sehr konkrete Anforderungen der Anwender bedienen und gleichzeitig in Architektur und Betreuungskonzept so variabel sind, dass sie künftige Prozesse berücksichtigen können.

Trotzdem dürfen wir das eigentliche Ziel dabei nicht aus den Augen verlieren – auch nicht aus den VISUS Augen. Medizinisches Wissen ist verteilt. Medizinische Informationen zu einem Patienten sind an unterschiedlichen Orten gespeichert. Für eine optimale Behandlung müssen viele Menschen – Ärzte, Therapeuten, Patienten, Apotheker, Wissenschaftler aus vielen Organisationen – miteinander kooperieren. Im Klartext heißt das für mich, dass wir die Kooperation der Akteure des Gesundheitswesens bei der Produktentwicklung mitdenken müssen.

Dass die Dimension dieses Gesamtvorhabens selten in Gänze zum Vorschein tritt, liegt auch daran, dass ein Projekt dieser Größe in viele Teilbereiche heruntergebrochen werden muss, um verständlich, praktikabel und umsetzbar zu sein. Wir müssen (und wollen) gar nicht alle Akteure mit unseren Softwarelösungen als Zielgruppe adressieren. Wir wissen aber, in welcher Beziehung unsere Zielgruppen, also Kliniken, Praxen und Reha-Einrichtungen zu den anderen Akteuren stehen. Und wir sorgen dafür, dass wir mit unseren Lösungen Datenübergabepunkte schaffen, technologische Informationsdrehscheiben, über die medizinische Daten von einem Akteur zum anderen gelangen. So können wir unsere Kunden dabei unterstützen, ein digitales Netzwerk im Haus aufzubauen, das als Teil des großen Vernetzungsprojekts seinen Beitrag zum Gesamtprojekt leistet.

Klar ist aber auch, dass die Industrie die Vernetzung nicht allein schultern kann. Es ist ganz essenziell, dass auch die Anbieter von Gesundheitsleistungen ihre Hausaufgaben machen. Und die lassen sich in einem simplen Dreiklang zusammenfassen: medizinische Informationen digitalisieren, Daten konsolidieren – und schließlich vernetzen.

Klaus Kleber - VISUS
„Mir persönlich ist im Laufe meines Berufslebens kein anderes Projekt dieser Größenordnung begegnet.“

Klaus Kleber

VISUS Geschäftsführer Technik