Der eBildbefund: Neues MIO im Anmarsch
Die Landschaft der Medizinischen Informationsobjekte (MIO) zur besseren Kommunikation im Gesundheitswesen über die ePA wird vermutlich im Laufe des kommenden Jahres um eine radiologisch sehr relevante Anwendung reicher: Den eBildbefund. Dieser soll sowohl den textuellen Befund als MIO übertragen als auch den Prozess der Bildkommunikation berücksichtigen.
Darin unterscheidet sich der eBildbefund von den bisherigen MIOs, die basierend auf FHIR die Übermittlung von digitalen Dokumenten – etwa vom Mutterpass – definieren. Im radiologischen Workflow gibt es aber zwei Entitäten, die transportiert werden müssen. Zum einen die Befunddaten, die vergleichbar zum Mutterpass als MIO übermittelt werden können. Zum anderen aber die Bilddaten selbst, die aufgrund ihrer Größe eben nicht als MIO in die ePA kommuniziert werden können. Durch die flache Speicherhierarchie der Daten in einer ePA könnte zum Beispiel ein CT-Datensatz ohne Auftrennung in Studie oder Serie nur auf gleicher Ebene wie der Befundtext gespeichert werden. Dies führt für die Anwendenden zu einem unüberschaubaren Sammelsurium von Dateien. Aufgrund der definierten Einzelobjektgröße von maximal 25 Megabyte ist auch die Ablage der Untersuchungsdaten in einer Containerdatei (z. B. ZIP) keine Alternative. Ein CT-Datensatz überschreitet diese Dateigröße bereits um ein Vielfaches. Folglich muss für die Bilder kein Objekt, sondern ein Prozess definiert werden, der eine Verbindung zwischen Befund und Bildern herstellt, die nicht in der ePA liegen.
Neue Strukturen und der Einsatz der Politik
Um einen solchen Prozess intelligent aufsetzen zu können, braucht es eine eigene Struktur zum Vorhalten der Bilddaten. Eine solche gibt es in Deutschland aktuell noch nicht. Unter Einbeziehung aller an der Ausarbeitung des eBildbefunds Beteiligten wird aktuell an einer Lösung gearbeitet. Dabei sollte es sich um eine dezentrale Lösung handeln, weil auch die ePA selbst eine dezentrale, auf dem IHE-XDS Profil basierende Struktur ist. Im Sinne einer einfachen und logischen Umsetzung und Anwendung sollte also auch für die Bilddaten mit dem IHE-XDS Profil gearbeitet werden. Allerdings – soviel lässt sich schon sagen – muss eine solche Struktur politisch gewollt und angeordnet werden. Denn gematik, die MIO 42 GmbH, Industrie, Anwendende und Verbände haben nicht die Befugnisse und finanziellen Mittel, dezentrale Strukturen, beispielsweise ein Register aller Radiologinnen und Radiologen, aufzubauen.
Gut für Hersteller und Anwendende
Ein strukturierter Prozess zum Austausch von Befunden und Bildern würde der Kommunikation rund um die ePA zusätzliche Relevanz verleihen, für den gesamten Bilddatenprozess gibt es nämlich bislang noch keine Lösung. Ein eBildbefund MIO würde diese Lücke schließen und den Hersteller einen verbindlichen Weg und eine definierte Schnittstelle vorgeben. Gleichzeitig bekämen die Anwendenden ein standardisiertes Werkzeug sowohl für die Kommunikation mit den Patientinnen und Patienten über deren ePAs als auch für die direkte Kommunikation zwischen Gesundheitseinrichtungen an die Hand. Die mitgedachten Kommunikationswege orientieren sich an verschiedenen Anwendungsszenarien aus der täglichen Routine.
Bis der eBildbefund verabschiedet ist, werden noch einige Monate vergehen. Anfang 2023 ist eine erste Kommentierungsphase geplant. Um die Akzeptanz von vornherein hoch zu halten, nutzt die Projektgruppe wo immer möglich bereits bestehende Module, die für existierende MIOs entworfen wurden, und modifiziert sie nur wo nötig. Es soll also nichts vollständig Neues entstehen, vielmehr sollen die Hürden für Hersteller so gering wie möglich gehalten werden.
Die eBildbefund-Arbeitsgruppe
Die Initiative zur Erarbeitung des MIO eBildbefund entstand aus einer Projektgruppe heraus, der neben der Deutschen Röntgengesellschaft auch das OFFIS-Institut für Informatik und der Berufsverband der deutschen Radiologen angehört. Dieses Kernteam, welchem auch Vertreter von VISUS angehören, wird durch die gematik und die MIO 42 GmbH aktiv unterstützt.
Grundsätzlich ist es für alle Interessensgruppen möglich, mit MIO-Vorschlägen an die MIO 42 GmbH und die KBV heranzutreten. Die MIO 42 GmbH wählt dann sinnvolle Anwendungen aus und unterstützt die Arbeitsgruppe während des Entstehungsprozesses.
Der eBildbefund ist für Radiologinnen und Radiologen in den Kliniken ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur intelligenten Nutzung der ePA.
Neben der Integration sinnvoller, bereits definierter Datenstrukturelemente ist der Projektgruppe wichtig, alle Stakeholder in den Prozess zu integrieren und so finden regelmäßige Roundtable-Gespräche mit der Industrie, Anwendenden und den Beteiligten von gematik und MIO 42 statt.