Die Cloud, dein Freund und Helfer

  • Die Cloud dein Freund und Helfer

Die Frage, ob Krankenhaus-IT überhaupt in die Cloud wechselt, stellt sich heute gar nicht mehr. Da ist sie nämlich längst und da wird sie künftig noch stärker hineinwandern. Wichtiger ist die Frage, welche Funktionalitäten „as-a-Service“ betrieben werden und in welchem Ausmaß. Antworten darauf werden im Bundesverband der Krankenhaus-IT-Leiterinnen/Leiter (KH-IT) intensiv diskutiert. Einigkeit besteht darüber, dass Cloudlösungen künftig unverzichtbar sein werden, um den Fachkräftemangel zu kompensieren.

Ob ein IT-Service besser aus der Cloud oder on-premise betrieben werden sollte, hängt zunächst einmal von den Erwartungen der Anwenderinnen und Anwender ab: Wie viel Flexibilität und Individualität sind notwendig und sinnvoll, damit IT einen positiven Einfluss auf die Versorgung ausübt? „Es gibt Dienste, die schon längst in der Cloud sind, was den meisten Anwenderinnen und Anwendern aber gar nicht bewusst sein dürfte. Zum Beispiel nutzen viele Krankenhäuser sogenannte „Infrastructure-as-a-Service“-Modelle für den Betrieb der Drucker. Ein weiteres Beispiel für einen typischen Clouddienst ist der Betrieb des E-Mail-Servers als sogenannte Plattform-as-a-Service. Bei diesen Anwendungen fällt es in der Praxis nicht auf, dass wir die nicht mehr lokal betreiben“, erklärt Lars Forchheim, stellvertretender Vorsitzender des KH-IT. Weitere Lösungen, die heute klassischerweise bereits von den Nutzerinnen und Nutzern unbemerkt in der Cloud laufen, sind das Citrix Backend und die End-Point-Protection. Letztere kann angesichts der heutigen Sicherheitsrisiken nur in der Cloud laufen, um schnell und breitflächig Schutz zu bieten. Diese Beispiele zeigen, dass die Cloud längst zum Alltag im Betrieb moderner Krankenhaus-IT-Strukturen gehört.

Attraktivität hängt von Motivation ab

Wie weit sie auch Einzug in die medizinische Funktionssoftware halten wird, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Zum einen davon, wie „hardwaretreu“ IT-Abteilungen und deren Leitung aufgestellt ist. Definiert eine Abteilung ihr primäres Aufgabenfeld über den Betrieb der Hard- und Software, stellen Cloudlösungen einen Einschnitt in das Kompetenzfeld dar. Für andere Abteilungen sind sie hingegen eine große Verlockung, wie der Sprecher der KH-IT berichtet: „Cloudlösungen locken mit dem Versprechen einer stabilen, sehr gut verfügbaren Umgebung, mit Standardisierung und Dokumentation des Betriebs. Also einfach mit Entlastung. Mit der Cloud fällt es IT-Abteilungen leichter, den neuesten Stand der Technik zu gewährleisten. Außerdem herrscht bei Cloudanbietern, deren Geschäftsmodell auf der Daten- und Informationssicherheit zahlreicher Kunden basiert, eine ganz andere Fokussierung auf das Thema. Das macht die Nutzung der Cloud attraktiv.“

Entscheidend ist auch, in welche Richtung ein Krankenhaus wirtschaftlich und strategisch steuert: Stehen die Zeichen auf Wachstum und Expansion, sind flexibel hinzubuchbare Cloudservices wirtschaftlich interessant, auch, weil dann vermutlich ein höherer Standardisierungsgrad wünschenswert ist. Ist absehbar, dass ein Haus größentechnisch stagniert, ist die finanzielle Belastung durch Cloudservices häufig höher als die Anschaffung einer On-premise-Lösung. 

Im Fokus: Speicherplatz und Rechenleistung

Interessant sind Cloudservices auch dort, wo viel Speicherplatz und/oder viel Rechenleistung erforderlich ist. Ersteres ist bei der klassischen Archivierung, auch der der Backups, der Fall. Letzteres tritt in der Radiologie immer dann ein, wenn Bilddaten verschickt und aufwändig verarbeitet werden müssen. Zum Beispiel, um KI-Anwendungen in den Befundprozess einfließen zu lassen. Hier ist es für Krankenhäuser viel effizienter, Bilder über DICOM Send an eine Software zu schicken und die Ergebnisse über den gleichen Weg wieder zurückzubekommen. Auch, weil nicht alle Bilder für die gleiche Fragestellung an die gleiche KI gehen. Ein weiteres Beispiel für eine sinnvolle Anwendung in der Cloud in der Radiologie ist die Auswertung der Metadaten zur Dosisüberwachung. „Wir sind der Meinung, dass Kernsysteme wie das PACS, die einen hohen Grad an Individualisierung benötigen, um ihr Potenzial voll zu entfalten, aktuell lokal vor Ort gut aufgehoben sind. Gleichzeitig ist es aber sinnvoll, einzelne Aufgaben aus dem PACS herauszulösen und in die Cloud zu transferieren. Das gilt insbesondere für alle Anwendungen, die einen Datenaustausch vorrausetzen. Genau hierfür wurde die Cloud schließlich entwickelt“, erläutert Lars Forchheim die Devise der KH-IT.

Insgesamt steht die Interessensvertretung der deutschen Krankenhaus-IT-Leiterinnen/Leiter den Cloudlösungen und dem aktuellen Entwicklungsschwung auf diesem Gebiet positiv und erwartungsfroh gegenüber. Denn um die Anforderungen an den Daten- und Informationsschutz, an die Aktualität und Verfügbarkeit der Systeme aufrecht zu halten, sind IT-Abteilungen angesichts des Fachkräftemangels zunehmend darauf angewiesen, Services auszulagern. Das Fazit von Lars Forchheim: „Wir haben in den Abteilungen schlicht nicht mehr die zeitlichen und personellen Ressourcen, alles selbst zu betreuen. Die Frage nach Lösungen in der Cloud ist darum keine Frage von Befindlichkeiten oder persönlichen Präferenzen, sondern eine von Sicherheit und Qualität.“
 

Lars Forchheim - KH-IT
„Cloudlösungen locken mit dem Versprechen einer stabilen, sehr gut verfügbaren Umgebung, mit Standardisierung und Dokumentation des Betriebs. Also einfach mit Entlastung."

Lars Forchheim

Stellv. Vorsitzender des KH-IT