Die Cloud ist besser als ihr Ruf
Viele Player im Gesundheitswesen sind derzeit noch zurückhaltend beim Weg ins Web. Doch die Vorteile überwiegen deutlich, findet Dirk Schnorpfeil, unser Senior Manager Development.
Das Thema Cloud ist nach wie vor in aller Munde. Doch der Zungenschlag und der generelle Umgang differieren merklich von Branche zu Branche. Während in der industriellen Anwendung Cloud-Dienste und Software-as-a-Service-Modelle (SaaS) gang und gäbe sind und vor allem die Chancen betont werden, sind viele Player im Gesundheitswesen derzeit noch zurückhaltend. Die Fragen, denen ich begegne, sind dabei zumeist ähnlich: Ist es wirklich sicher, meine Patientendaten einem Cloud-Provider anzuvertrauen? Darf ich überhaupt medizinische, nicht anonymisierte Daten aus den Händen geben? Binde ich mich nicht langfristig? Und laufe ich in versteckte Kostenfallen?
All diese Fragen sind berechtigt. Aber schon heute gibt es vielfach Antworten darauf, die überzeugender sind, als viele es glauben. Beginnen wir mit dem zu Recht besonders sensiblen Thema Datenschutz: Der Gesetzgeber ist hier nämlich keinesfalls untätig und wird die rechtlichen Grundlagen für ein Speichern medizinischer Daten bei Cloud Providern legen, sofern er dies nicht bereits getan hat. An diese werden hohe Anforderungen gestellt, etwa wie die Erfüllung der DSGVO sowie unter anderem die Erreichung eines C5-Testats, den das Bundesinstitut für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) entwickelt hat. So wird u. a. sichergestellt, dass Daten nur verschlüsselt gespeichert und übertragen werden dürfen.
Bedenkt man überdies die häufig ausgeblendeten Risiken einer lokalen Speicherung – etwa ein Einbruch oder den Diebstahl von Computern – ist die Datensicherheit gemäß solch hoher technischen Standards dadurch sogar höher als es ein niedergelassener Arzt gewährleisten könnte. Und noch ein Aspekt, der immer drängender wird: Cloud-Provider und Anbieter von SaaS-Lösungen halten rund um die Uhr gut geschulte Fachkräfte bereit. Welches Krankenhaus, zu schweigen von einer Arztpraxis, könnte dies guten Gewissens von sich behaupten?
Hinzu kommen zahlreiche Vorteile, die selbst Skeptiker kaum bezweifeln: die vereinfachte Administration zum Beispiel oder die Möglichkeit, auch mobil zu arbeiten und so etwa eine Fachmeinung beisteuern zu können, ohne „vor Ort“ zu sein. Oder die Option, temporär eine höhere Rechenleistung abzurufen, zum Beispiel um eine fortschrittliche KI-Anwendung zu nutzen. Auch bezüglich der anfangs gestellten Kostenfrage spricht einiges für SaaS: Das Kostenmodell kann so transparent gestaltet werden, dass man wirklich nur für die Nutzung zahlt – also eben nicht während des Urlaubs. Und wer Abo-Modelle nutzt, kann auch den Anbieter viel schneller und komfortabler wechseln als bislang.
Natürlich: Nicht jedem Versprechen ist zu trauen, aber dies war früher nicht anders. Und immer schon galt die Devise: Augen auf bei der Wahl des Anbieters! Als Faustregel kann dabei gelten: Faire Angebote berücksichtigen immer die individuellen Bedürfnisse der Kunden.
Ich bin jedenfalls sicher: Die Cloud und damit SaaS-Lösungen für Krankenhäuser und Praxen werden kommen, das Rahmenwerk steht. Und damit Medizinerinnen und Mediziner sowie Krankenhäuser von Nebentätigkeiten befreien, die Zeit und Geld kosten und keinen Mehrwert für die Behandlung bringen. Freuen wir uns darauf!
„Faire Angebote berücksichtigen immer die individuellen Bedürfnisse der Kunden.“
Dirk Schnorpfeil
VISUS Bereichsleiter Forschung & Entwicklung