Schneller entscheiden, besser behandeln
Bundesweit erleiden pro Jahr eine Viertelmillion Menschen einen Schlaganfall, rund 15.000 allein im Ruhrgebiet. Dort ist die Versorgungssituation mit 27 Stroke Units verhältnismäßig gut. Dennoch können spezifische Interventionen, etwa die mechanische Thrombektomie, nur in einigen wenigen Zentren durchgeführt werden. Um allen Menschen die gleichen therapeutischen Möglichkeiten und damit die gleichen Überlebens- und Genesungschancen zu bieten, wurde das Neurovaskuläre Netz Ruhr e.V. (NVNR) gegründet. Es verbindet die Experten der Häuser der Regelversorgung und solche der Maximalversorgung und sorgt für einen flächendeckenden Zugang zu den sogenannten Rekanalisationsverfahren. Im NVNR bildet der Westdeutsche Teleradiologieverbund (TRV) die technische Plattform für die Kommunikation untereinander.
Prof. Dr. Jens Eyding, Oberarzt in der Neurologischen Klinik des Klinikums Dortmund und Vorstandsmitglied des Neurovaskulären Netz Ruhr e.V., hat in den vergangenen Jahren die einfache, schnelle und unkomplizierte Möglichkeit zum Bilddatenaustausch über DICOM E-Mail definitiv zu schätzen gelernt: „Das Klinikum Dortmund ist ein Haus der Maximalversorgung und verfügt über eine Neurologie, eine Neuroradiologie und eine Neurochirurgie. Wir sind eines der Zentren für die Rekanalisation / Thrombektomie und andere anspruchsvolle Interventionen und bekommen sehr viele Patienten aus Häusern im Umkreis auch von mehr als 50 Kilometern zugewiesen. Die reibungslose (Bilddaten-) Kommunikation ist für uns eine entscheidende Voraussetzung für die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Einrichtungen. Zeit ist beim Schlaganfall der entscheidende Faktor und der Westdeutsche Teleradiologieverbund hilft uns dabei, schnell zu kommunizieren und schnell zu handeln.“ Im letzten Jahr hat das Klinikum Dortmund mit über 100 anderen Kliniken und Radiologischen Praxen über den TRV zusammengearbeitet und dabei mehr als 12.500 Untersuchungen erhalten, darunter waren zahlreiche von Schlaganfallpatienten.
Nicht nur in der Not nützlich
Konkret unterstützt der TRV die Prozesse im Falle eines Schlaganfalls so, dass die Einrichtung, die den Patienten aufgenommen hat, die primären Bilddaten unverzüglich digital an ein Zentrum wie dem des Klinikums Dortmund schicken kann, wo sie direkt mitbeurteilt werden. Unter anderem auf dieser Grundlage wird dann über eine Verlegung entschieden.
Früher wurden dafür noch CDs erstellt und per Taxi oder Rettungswagen auf den Weg geschickt. „Mittlerweile wurde die Indikationslage zur weiterführenden Therapie in den großen Zentren stark ausgeweitet und zählt fast schon zur Routinebehandlung. Wir müssen die Patienten im Vorfeld nicht mehr so strikt beurteilen und selektieren, sondern können direkt verlegen. Trotzdem ist der schnelle Bilddatenversand nach wie vor wichtig. Zum einen, damit sich die Zentren besser auf den Patienten vorbereiten können. Zum anderen, um unter Umständen Doppeluntersuchungen zu vermeiden. Denn liegt die primäre Bildgebung weniger als eine Stunde zurück, muss keine erneute Untersuchung erfolgen“, erklärt Jens Eyding.
Und natürlich ist die Kommunikation zwischen den 27 Einrichtungen des Neurovaskulären Netzes Ruhr e.V. nicht nur im Notfall relevant. Zugute kommt den Einrichtungen die etablierte Übermittlung auch für die Einholung von Zweitmeinungen oder für die Vorbereitung von elektiven Eingriffen, wie Jens Eyding betont:
„Wir nutzen den TRV mittlerweile auch verstärkt dazu, die Behandlung von komplexen neurovaskulären Erkrankungen in einer Zentrumsklinik zu planen und vorzubereiten. Gemeinsam mit dem zuweisenden Netzwerkpartner, der die Bilder über DICOM E-Mail übermittelt, begutachten wir diese dann im Rahmen einer Videokonferenz und treffen gemeinsam eine Entscheidung über den weiteren Behandlungsverlauf. Das ist in der täglichen Routine wirklich sehr praktisch. Insofern ist die Teilnahme am TRV eine lohnende Investition, weil der Verbund eine einfache, elegante und vor allem betreiberunabhängige Möglichkeit für den Austausch von radiologischen Daten bietet. Eine Alternative dazu sehe ich derzeit nicht.“
Prof. Dr. Jens Eyding
Oberarzt in der Neurologischen Klinik des Klinikums Dortmund und Vorstandsmitglied des Neurovaskulären Netz Ruhr e.V.
Über das Neurovaskuläre Netz Ruhr e.V.
Das Neurovaskuläre Netz Ruhr ist ein als Verein strukturierter Zusammenschluss von Experten aus Kliniken im Ruhrgebiet, die die Versorgung von Schlaganfallpatienten gewährleisten. Hierbei arbeiten Kliniken der Regelversorgung mit Kliniken der Maximalversorgung ebenso zusammen wie die unterschiedlichen Abteilungen z.B. für Neurologie, (Neuro-) Radiologie, Neurochirurgie, Gefäßchirurgie, etc. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.
Auch an Rhein und Main erfolgreich
Der TRV optimiert nicht nur im Ruhrgebiet, sondern auch in anderen Regionen die Versorgung von Schlaganfallpatienten: Anfang 2020 hat sich das Interdisziplinäre Neurovaskuläre Netzwerk Rhein-Main (INVN) für den einfachen, schnellen und sicheren Bilddatenversand über DICOM E-Mail entschieden. Durch die Vernetzung von Kliniken der Maximalversorgung (mit überregionalen Stroke Units) mit kleineren Kliniken (mit regionalen Stroke Units) will das Netz eine optimale Diagnostik und Therapie neurovaskulär erkrankter Patienten der Region gewährleisten - und zwar jeden Tag rund um die Uhr. „Mit dem Westdeutschen Teleradiologieverbund haben wir einen optimalen und erfahrenen Partner gefunden, der neben einer etablierten technischen Lösung auch im Netzwerkmanagement zu Hause ist“, so Prof. Dr. med. Bodo Kress, Chefarzt des Instituts für Neuroradiologie am Krankenhaus Nordwest in Frankfurt.