VISUS Symposium „INNOVATIONSDIALOG 2017“
Nicht gerade zimperlich, aber mit einem sympathischen Augenzwinkern präsentierte Autor, Kolumnist, Strategieberater und Blogger Sascha Lobo den zahlreichen Teilnehmern des diesjährigen VISUS Symposiums seine klugen Beobachtungen zum Stand der deutschen Gesundheits-IT. Die Keynote des Netzspezialisten markierte den Auftakt der rundum gelungenen Veranstaltung unter dem Motto „INNOVATIONSDIALOG 2017“ am 29. Juni 2017 auf der Zeche Zollverein, die mit Impulsreferaten, Speed Workshops und einem Science Slam die Zukunft der Gesundheits-IT aus diversen Blickwinkeln unter die Lupe nahm.
„Das Feld nicht den Spinnern überlassen“
Bei der Diskussion um die Digitalisierung im Gesundheitswesen steht für Sascha Lobo ein Thema viel zu selten im Fokus: Der "Gruselfaktor", den die rasanten Entwicklungen für viele Menschen enthalten. Und tatsächlich nannte er in seiner Keynote zahlreiche Beispiele aktueller und künftiger digitaler Schöpfungen, die es selbst den hartgesottenen Experten im Publikum kalt den Rücken runter laufen ließ. Die Prognose des Google Managers Ray Kurzweil, dass in den 2030iger Jahren alle Menschen mit Nanorobotern im Gehirn ausgestattet sind, war dabei die gewagteste, aber auch die anschaulichste These. „Digitalisierung in der Gesundheit bringt Verantwortung mit sich. Diese Verantwortung besteht darin, von seriöser Seite her aktiv auf die Ängste der Menschen einzugehen und eine Debatte darüber zu entfachen, wo ethische, moralische und gesellschaftliche Grenzen der Digitalisierung liegen. Es ist ja nicht so, als würde es diese Debatten nicht schon längst geben, sie werden jedoch unseriös, missbräuchlich und im Schutz der sozialen Netzwerke geführt. Mein Appell lautet darum: Überlasst das Feld nicht den Spinnern und geht aktiv auf die Bürger zu.“
Mit den heute alltäglichen und praktischen Herausforderungen befassten sich im Anschluss an die Keynote die sechs Impulsvorträge, die im Vorfeld der Veranstaltung unter gut 25 Abstracteinreichungen von einer namhaften Fachjury ausgewählt wurden. Behandelt wurden Themen wie das Patientenfach innerhalb der Telematikinfrastruktur, die On-Demand-Übertragung von Medikationsdaten mittels HL7 FHIR, die semantische Spracherkennung im Umfeld strukturierter Befundung sowie der praktische Einsatz von IHE XDS. Zwei der sechs Vortragsthemen wurden von den Lesern der VISUS VIEW vorab ausgewählt und nach den Impulsvorträgen im Rahmen von Speed Workshops weiter vertieft.
Bernd Behrends Vortrag „IT-Strategien im Zeitalter der digitalen Revolution“ und der Beitrag der Unity AG „Effiziente Prozesse sicherstellen und dabei die Zukunft nicht aus den Augen verlieren“ sorgten für rege Diskussionen unter den 20 Workshop-Teilnehmern, die mit ihrem routinierten Fachwissen aus dem Praxis- und Klinikalltag interessante Akzente setzten. Das sahen auch die restlichen Teilnehmer so, denen die Workshop-Ergebnisse prägnant und auf den Punkt präsentiert wurden.
Science Slam lässt Lärmpegel steigen
Frischen Wind brachten vor allem die drei jungen Wissenschaftler Julia Volmerg, Marc Hinderer und Christian Haux in die Veranstaltung, die mit ihren Themen in kurzen und äußerst unterhaltsamen „Performances“ gegeneinander antraten und sich dem Applaus-Urteil des Publikums stellten. Das Rennen um den lautesten Beifall machte schließlich Marc Hinderer von der Friedrich-Alexander Universität Erlangen Nürnberg mit seinem Promotionsthema zum interdisziplinären Projekt Personal Medical Safe, kurz PROMISE. In seinem Kurzvortrag stellte er unterhaltsam und anschaulich dar, wie die IT als Teil eines interdisziplinären Teams dazu beitragen kann, genetische Informationen sicher zu speichern und damit für die Forschung zur Verfügung zu stellen. Hierdurch können z.B. Projektstudien aufgesetzt werden mit dem Ziel, die Therapieresponse bei Tabletteneinahmen nachhaltig zu verbessern.
Moderiert wurde der Science Slam von Prof. Dr. Bernhard Breil von der Hochschule Niederrhein, dem das Format besonders gut gefiel: „An den Hochschulen und in den Köpfen der Young Professionals existiert enormes Innovationspotenzial, wie der Science Slam wieder einmal bewies. Etablierte Einrichtungen und Unternehmen tun gut daran, dieses Potenzial möglichst früh einzubinden und zu honorieren, um von den frischen Ideen zu profitieren und auch künftig Spitzenprodukte entwickeln zu können.“
Den Nerv der IT-Experten voll getroffen
Was auf dem Markt der Gesundheits-IT momentan up-to-date ist, davon konnten sich die Besucher auf dem angegliederten Ausstellerparcours überzeugen: Insgesamt 18 Unternehmen präsentierten ihre Lösungen zur Optimierung der medizinischen Versorgung und führten angeregte Gespräche mit den Fachbesuchern. Das diesjährige VISUS Symposium war bereits die vierte Veranstaltung dieses Formats und kam bei den Teilnehmern aus Praxen, Krankenhäusern, Wissenschaft, Forschung und Industrie erneut extrem gut an: „Das Besondere an dem VISUS Symposium ist, dass allgemeingültige und relevante Themen in einem fast schon familiären Umfeld diskutiert werden. Die Atmosphäre ist entspannt, freundschaftlich und locker, was sich auch an den guten Gesprächen und Netzwerkmöglichkeit im Umfeld der Veranstaltung widerspiegelt“, so einer der Fachbesucher, der bereits zum vierten Mal Symposiumsgast war. Und auch die VISUS Verantwortlichen zeigte sich zufrieden mit der Veranstaltung und der Resonanz: „Das rege Interesse an der Mitgestaltung des Programms im Vorfeld und der aktiven Teilnahme während des Symposiums zeigen uns, dass unser Konzept einer unternehmensneutralen, anwenderfokussierten Veranstaltung aufgeht. Das Symposium bietet uns die Gelegenheit, solche Themen aufzugreifen, die nicht nur unsere Anwender, sondern die ganze Branche beschäftigen und diese praxisnah zu diskutieren“, erklärt Rudolf Heupel, Vertriebsleiter D-A-CH bei VISUS, der gemeinsam mit Guido Bötticher, Geschäftsführer bei VISUS durch das Programm führte.