Wie lief die Einführung der ePa?

  • Charly Bunar, Produktmanager ePA bei der gematik

In der Pilotphase gab es viel Kritik an der elektronischen Patientenakte. Charly Bunar von der gematik sieht aber vor allem neue Brücken zur Industrie – und glaubt, dass die ePa schon bald kein Thema mehr sein wird.

Herr Bunar, die Pilotphase zur Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA)  hat später begonnen als geplant – ein Wermutstropfen?

Der Start der ePA für alle ist planmäßig erfolgt. Die Pilotphase in den Modellregionen Hamburg & Umland, Franken und NRW war von Beginn an auf mehrere Wochen angesetzt.

Wie ernstzunehmend waren denn die Sicherheitsbedenken, die der Chaos Computer Club  (CCC) angemeldet hat?

Wir nehmen die Hinweise des CCC sehr ernst. Wir haben im Konsens mit BMG und BSI ein Maßnahmenpaket entwickelt, das die Punkte des CCC adressiert. Die Umsetzung der zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen wurde wie angekündigt zur bundesweiten Einführung abgeschlossen. 

Auch die Qualität und Stabilität des Systems wurde kritisiert, zum Beispiel seitens der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) in den Modellregionen. 

Wir standen von Beginn an mit allen Stakeholdern im sehr intensiven Austausch: Während der Pilotphase gab es regelmäßige Dialogformate und über unser Ticketsystem haben wir ein gutes Bild über die Fortschritte in den Modellregionen erhalten. In den unmittelbaren Wochen nach dem Start der ePA für alle wurden kollaborativ Tickets aus der Modellregion von Leistungserbringern und Primärsystemherstellern erstellt. Aufgetretene Probleme konnten in gemeinsamer Fehleranalyse identifiziert und behoben werden. Lobend erwähnen muss man dabei, dass die Hersteller mit am Tisch sitzen und sehr pragmatisch an Lösungen mitarbeiten. Bei so einem großen Projekt wie der ePA ist das nicht selbstverständlich. Ich verstehe den Wunsch der KV nach Fehlerfreiheit und hohen Nutzungszahlen. Genau für die Erprobung war die Pilotphase da – das schließt die Identifizierung und Behebung von möglichen Problemen ein. Für eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung ist es wichtig, mit Anwendungen wie der ePA zu starten. Hilfreich sind daher die Erkenntnisse aus den Modellregionen. Davon können auch künftige Nutzerinnen und Nutzer profitieren.

Der bundesweite Rollout ist am 29. April gestartet. Wie sieht der weitere Zeitplan aus?

Wir werden mit der ePA 3.0.5 das nächste Minor Release einspielen, das vor allem auf Änderungen im Backend abzielen wird und für Sommer dieses Jahres geplant ist. Im Frühjahr 2026 soll ein weiteres Release-Paket mit Funktionserweiterungen folgen. Wir reden hier zum Beispiel über Versicherteninformationen, über die Möglichkeit, dass Leistungserbringer mit ihren Primärsysteme in der ePA Volltext-Suchen durchführen können, oder über den schrittweisen Ausbau der jetzigen Medikationsliste. Dies alles ist aber technisch nicht trivial und uns ist zudem bewusst, dass das Lastenheft der Industrie mehr umfasst als die ePA.

Sie arbeiten seit Herbst 2022 an der ePA für alle. Wie beurteilen Sie den Prozess bisher?

Wir haben insbesondere zur Industrie Brücken gebaut. In den gemeinsamen Gesprächen geht es nicht nur um Schnittstellen oder Bits und Bytes, sondern vor allem auch um Inhalte und Nutzen. Das Gesundheitswesen ist sehr komplex aufgebaut, eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten kann an manchen Stellen herausfordernd sein. Bei der ePA haben wir alle Hand in Hand gearbeitet.

Wird man in fünf Jahren noch über die ePA sprechen?

Der Nutzen wird dann klar erkennbar sein – zumal sie ja europäisch eingebettet sein wird. Der European Health Data Space ist verabschiedet, und wir befinden uns im Prozess der nationalen Durchführungsakte. In den Daten, die aus diesem Prozess in die ePA fließen werden, stecken viele versorgungsrelevante Inhalte, die die Versorgung von morgen verbessern werden. Wir hören zum Beispiel jetzt schon aus den Modellregionen, dass die Medikationsliste, die wir aus dem Zusammenspiel von E-Rezept und ePA generieren, gut ankommt. In fünf Jahren ist es dann hoffentlich schon normal, dass meine Labordaten bereits digital vorliegen, wenn ich das Behandlungszimmer betrete.

Aktuelle Infos zur Einführung der ePa finden Sie hier

„In fünf Jahren wird der Nutzen der ePA klar erkennbar sein und heutige Grundsatzdiskussionen gibt es in der Form nicht mehr.“

Charly Bunar