Vom Einstein und Bausteinen

  • VISUS_Klebers_Kolumne

Meiner Erfahrung nach ist es gar nicht so einfach, über IT-Plattformen zu sprechen. Der Begriff droht mir immer wieder durch die Finger zu flutschen. Auf der Suche nach einer eingängigen und plausiblen Definition für VISUS als Gesundheits-IT-Anbieter bleibe ich jedes Mal bei dem Antagonismus monolithisch versus modular hängen. Auf der einen Seite steht der Monolith (vom griechischen Wort monolithos = der Einstein) als nicht beherrschbarer, fast schon unverrückbarer Klotz, der Veränderungen lähmt und alles an sich abprallen lässt. Auf der anderen Seite verbinden sich viele modulare Bausteine mit unterschiedlichen Formen zu einem Ganzen, das planbar in die Höhe und die Breite wächst und seine Form kontinuierlich aktuellen Anforderungen anpasst. Um das tun zu können, braucht es zwei Dinge: verstehbare Regeln zum Andocken und Ankerbausteine, um die herum sich Gruppen bilden können. Beide sind in meinen Augen wichtige Aspekte einer IT-Plattform.

Innerhalb dieses Bildes sind die IT-Produktivsysteme in Gesundheitseinrichtungen oft modulare Softwarebausteine. Die Regeln, über die sie sich verbinden, sind Schnittstellen, bestenfalls beruhend auf gängigen Standards wie HL7, FHIR und DICOM oder auf den Profilen der IHE. Standards stellen sicher, dass die Bausteine nicht alle vom gleichen Hersteller kommen müssen, sondern das Krankenhaus frei in seiner Wahl darin ist, einen blauen oder grünen Baustein zu nehmen oder auszutauschen. Die wichtigen Ankerbausteine in einem Krankenhaus können zum Beispiel ein Krankenhausinformationssystem, das Abrechnungssystem oder das PACS sein.

Ein ganz zentraler Baustein jeder technischen Plattform eines Krankenhauses sollte den unternehmensweiten Zugriff auf patientenbezogene medizinische Daten ermöglichen. Ein solcher Baustein kann ein Healthcare Content Managementsystem, eine XDS Affinity Domain oder eine Kombination aus beidem sein. Entscheidend ist, dass die Informationen gemäß internationaler Standards aufbereitet, über Standardschnittstellen übertragen und dauerhaft gespeichert werden können. Damit ist dieser Baustein auch der Pfeiler für den Brückenschlag nach außen, etwa zu Anwendungen der Telematikinfrastruktur – ebenfalls eine technologische Plattform mit vielen Bausteinen.

Die Brücken hinaus in die Welt – die TI ist nur eine davon – werden idealerweise durch kleinere flexiblere Bausteine geschlagen, die jeweils auf den speziellen Anwendungszweck zugeschnitten sind. Dazu gehören Bausteine zur Übermittlung von Daten an den Medizinischen Dienst und an ärztliche Kollegen in anderen Krankenhäusern oder zur Anbindung der elektronischen Patientenakte.

Klaus Kleber - VISUS
"Krankenhäuser, die weg vom Einstein und hin zum Einsatz diverser Bausteine auf einer IT-Plattform kommen möchten, benötigen eine sinnvolle Strategie – die Plattformstrategie, für die die Geschäftsleitung die notwendigen Ressourcen bereitstellen und die sie wohlwollend begleiten muss."

Klaus Kleber

Technischer Geschäftsführer