Neue Spezifikation: QR-Code statt Patienten-CD

  • QR-Code statt Patienten-CD

Die Tage der Patienten-CD sind gezählt – doch der Umstieg auf digitale Bildportale sorgt derzeit für viel Frust in den Kliniken. Abhilfe verspricht eine Technische Spezifikation, die ein DIN-Arbeitskreis auf Initiative der AG Informationstechnik der Deutschen Röntgengesellschaft bis Herbst erarbeiten will. 

Eigentlich verspricht der Umstieg von Patienten-CDs auf digitale Bildportale ein Mehr an Effizienz und Komfort – doch Dr. Marc Kämmerer spürt bei seinen Gesprächen derzeit vor allem eins: Frust. „Die bisherigen Prozesse des CD-Imports greifen für QR-Codes nicht. Andererseits ist es schwer bis unmöglich einheitliche neue Prozesse zu definieren, da die existierenden Softwarelösungen zu uneinheitlich in der Bedienung sind“, erklärt der Leiter des VISUS Innovationsmanagements, der auch Mitglied im Vorstand der AG Informationstechnik der Deutschen Röntgengesellschaft (AGIT) ist. Konkret: Was von Anwenderinnen und Anwendern erwartet wird, wenn sie einen QR-Code zum Download von Untersuchungsbildern abscannen, unterscheidet sich von Portal zu Portal. Schon die unterschiedlichen Prozesse beim Einloggen sind verwirrend und auf der Nutzeroberfläche müssen sie sich jedes Mal neu orientieren: Welche Bilder verbergen sich hinter dem QR-Code? In welcher Ordnerstruktur sind sie verpackt? Und wo ist der Download-Button? 

Die Kliniken verliern wertvolle Zeit

Dies sind nur einige der Fragen, mit deren Beantwortung Kliniken derzeit wertvolle Zeit verlieren. Für Marc Kämmerer steht fest: „Selten gab es in der radiologischen IT einen so großen Need wie bei diesem Thema.“ Vergleichbar sei die Situation mit der Einführung der Patienten-CD vor fast einem Vierteljahrhundert. Genau wie heute fehlte es damals an einem klaren Standard. Im Fall der Compact Disc sorgte ein Testat der Deutschen Röntgengesellschaft für den Durchbruch. Die Transformation in die voll digitale Welt soll nun auf ähnliche Weise gelingen. Dazu wurde auf Initiative der AGIT auf dem Deutschen Röntgenkongress 2023 ein DIN-Arbeitskreis gegründet. Dieser hat im Oktober unter der Leitung von Marc Kämmerer als Vertreter des Normenausschusses Radiologie seine Arbeit aufgenommen. Der Arbeitskreis ist gleichermaßen mit Anwendern und Herstellern besetzt. Gemeinsam wollen sie eine technische Spezifikation (DIN/TS) für die Online-Bereitstellung von Bilddaten erarbeiten.

Der Vorteil der technischen Spezifikation gegenüber einer Norm oder einem IHE-Profil: Diese Art der Standardisierung ist weitaus schneller und einfacher in die Praxis zu bringen. Der Arbeitskreis hat sich einen ehrgeizigen Zeitplan gesetzt. Bis Juni soll ein Entwurf vorliegen, der in der endgültigen Fassung im Herbst veröffentlicht wird. Diese DIN/TS kann dann eine Grundlage für Anforderungen bei Ausschreibungen von Bildportalen sein. Zuvor hat die Fachöffentlichkeit Gelegenheit, die Spezifikation im Rahmen einer vierwöchigen Kommentierungsphase zu prüfen. „Das wäre zwar nicht nötig, ist uns aber wichtig, um eine möglichst breite Akzeptanz zu erreichen“, so der Arbeitskreisleiter. 

Die Rahmenbedingungen sind geklärt

Angesichts des straffen Timings und der späteren Akzeptanz haben sich die Expertinnen und Experten vorab auf einige pragmatische Rahmenbedingungen verständigt: Wo immer sinnvoll möglich, werden in der radiologischen IT-Welt existierende Standards in die Spezifikation aufgenommen, und bei der Wahl des Datencontainers folgt man dem in der IT-Welt weitverbreiteten „zip“-Standard. Ferner ist festgelegt, dass User bereits auf der ersten Ebene der Nutzeroberfläche eine Downloadoption für den gesamten Ordner sowie eine Übersicht aller Studien finden müssen.

In vier Arbeitsgruppen erarbeiten die aktuell 16 Mitglieder des Arbeitskreises derzeit die Empfehlungen: Eine beschäftigt sich mit Fragen des automatisierten Downloads; eine mit Formalia und dem Geltungsbereich; die dritte mit dem Übertragungsmedium und Zugängen; und eine weitere mit dem „Enduser“ und der Nutzeroberfläche. „Die Anwendungsfälle zu definieren fiel uns leicht, die Herausforderung liegt im Wie“, sagt Marc Kämmerer, der sich gleichwohl optimistisch zeigt, dass die allgemeine Verunsicherung schon bald vorüber ist. „Wir kommen gut voran.“
 

Dr. Marc Kämmerer - VISUS
„Selten gab es in der radiologischen IT einen so großen Need wie bei diesem Thema.“

Dr. Marc Kämmerer

Mitglied des IHE-Europe Steering Commitees & bei VISUS verantwortlich für das Innovationsmanagement