Bereit für den Sprung in den Datenpool?

  • VISUS VIEW 29 - Auf in den Datenpool

Wird 2025 zum Jahr des Durchbruchs der digitalen Medizin? Der politische Wille dafür scheint stärker denn je. Der sogenannte Secondary Use von Daten und ihre Analyse mit Hilfe von KI gilt fast schon als Zauberformel. Ein Update zur Lage – und wie wir unsere Kunden in den Datenpool begleiten.

Als sich im Juni dieses Jahres in Berlin die Initiative Vision Zero, die die Zahl der vermeidbaren krebsbedingten Todesfälle idealerweise gegen Null senken will, zu ihrer Jahrestagung traf, da hatte auch der Bundesgesundheitsminister eine Vision mitgebracht. „Deutschland“, so Prof. Dr. Karl Lauterbach, werde in Zukunft „den größten, kuratierten und strukturierten Datensatz in Europa, aber möglicherwiese auch weltweit“ besitzen. Was der Minister hier im Hinblick auf bereits verabschiedete Vorhaben wie Digital-Gesetz (DigiG) und das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) beschwor, war eine besonders ambitionierte Formulierung für eine Aufholjagd, die tatsächlich begonnen hat. 

Neue Gesetze, neue Möglichkeiten

Jahrelang schien Deutschland in einem digitalen Dornröschenschlaf. Nun soll alles ganz schnell gehen. Für Patientinnen und Patienten wird die Einführung der elektronischen Patiententakte Anfang 2025 besonders spürbar sein und absehbar auch die öffentliche Debatte bestimmen. Insgesamt sind allerdings mehr als ein halbes Dutzend nationale wie europäische Digitalgesetze entweder bereits beschlossen worden oder in der Abstimmung.

Ganz oben auf der Prioritätenliste ist die bessere Nutzung von Daten. Insbesondere die neuen Möglichkeiten durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz, erst recht in Kombination mit den Unmengen an Biomarker-Daten, die Wearables, Smartwatches oder Apps liefern, beflügeln die Phantasie im Hinblick auf eine patientenzentrierte Medizin. Der Radiologie kommt dabei eine Schlüsselrolle zu, schließlich „entwickelt sie sich bereits heute zunehmend von einem Bildgebungszentrum hin zu einem Behandlungsentscheidungs- und Vorhersagezentrum“, betont Dr. Märc Kämmerer, Leiter unseres Innovationsmanagements.

„Der Datenschutz verhindert nicht alles“

Und was ist mit dem Datenschutz? Nicht einmal „der berüchtigte Elefant im Raum, der für datenfreundliche Gesundheitsexperten immer schon das größte Hindernis für die Digitalisierung im Land war“ (FAZ), scheint jetzt noch als Blockadeinstrument zu taugen. Die Indizien mehren sich jedenfalls, dass das Verhältnis von Datenschutz und Datennutzbarkeit neu gedacht wird. Dies gilt zu einem für die Haltung der Bevölkerung, die in der Corona-Pandemie die Erfahrung gemacht hat, wie sinnvoll es auch im Hinblick auf das Allgemeinwohl sein kann, Gesundheitsdaten zu teilen. Als „digitalen Meteoriteneinschlag“ hat Prof. Dr. Sebastian Kuhn, Leiter des Instituts für Digitale Medizin, Universitätsklinikum Gießen-Marburg, die Pandemie daher in einem Interview bezeichnet.

Dies gilt aber auch für das Verhältnis zwischen Datenschutz und Wirtschaft: Für so manches Jungunternehmen soll eine konstruktive, ermöglichende Haltung von Datenschutzbehörden sogar schon ein Kriterium für die Standortwahl geworden sein. „Der Datenschutz verhindert nicht alles, was wir an Forschung gerne tun wollen“, stellte Prof. Dr. Louisa Sprecht-Riemenschneider, Rechtswissenschaftlerin an der Universität Bonn anlässlich der Gründung des neuen transdisziplinären Zentrums für Medizinische Datennutzbarkeit und Translation (ZMDT) klar. Ihr Wort hat besonderes Gewicht, denn seit September fungiert Sprecht-Riemenschneider auch als Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit.

Bereit für den Sprung in den Datenpool?

In zwölf Monaten in die Cloud

Alles bereit also für den Sprung in den Datenpool? Die Realität ist ein wenig nüchterner. Denn auch wenn Begriffe wie Interoperabilität oder Standardisierung inzwischen zum Standardvokabular der Politik gehören, tatsächlich umgesetzt werden sie beileibe noch nicht immer. Und die für die neue digitale Datenwelt notwendige Zentralisierung der Daten steckt noch in den Anfängen. Einige Pioniere aus unserem Kundenkreis können jedoch als Mutmacher dienen. 

So hat das Fachklinikum Mainschleife im bayrischen Volkach innerhalb von nur zwölf Monaten seine gesamte IT-Infrastruktur in eine Cloudplattform migriert: rund 30 Anwendungen und Workloads, darunter das JiveX Enterprise PACS und das JiveX Healthcare Content Management. Und die Evidia-Gruppe, ein führender strahlenmedizinischer Verbund mit 140 Standorten europaweit, setzt derzeit mit uns einen Meilenstein in seiner Cloud-Strategie um. Als erster Kunde von uns nutzt die Gruppe an ihren deutschen Standorten die in JiveX 5.6 neu entwickelte Storage-API des JiveX Archive Managers die eine Bild- und Datenarchivierung bei relevanten Cloud- und Storageanbietern nativ unterstützt. 

Wie eine moderne Datenlandschaft mit Onprem-Speichern aussehen kann, beweist die Sana Kliniken AG: Die drittgrößte private Klinikgruppe Deutschlands nutzt das JiveX HCM als datentechnologisches Rückgrat: Es ist das zentrale IHE-Repository für die über 40 Sana-Kliniken, die im Rahmen des Rollouts des Projekts „Meine Sana“ angebunden werden. Ziel ist es, die gesamte Behandlungsreise der jährlich rund drei Millionen Patientinnen und Patienten des Konzerns digital abzubilden – nicht zuletzt auch im Hinblick auf die angestrebte stärkere Ambulantisierung und sektorenübergreifende Versorgung.

„Das PACS aus der Steckdose“

Mittel- und langfristig führt der Weg unserer meisten Kunden aber wohl in die Cloud. Die herstellerneutral konzipierte Schnittstelle in JiveX 5.6. bietet dafür eine erste Lösung. Weitergehende Angebote werden folgen, erklärt Geschäftsführer Andreas Kaysler: „Als nächsten Schritt wollen wir selbst oder in Kooperation mit Plattformen Cloud-Services anbieten, um unseren Kunden noch effizientere Workflows anzubieten und ihren Aufwand im Hinblick auf lokal installierte Infrastrukturen, Speicherkapazität und Personalressourcen deutlich zu reduzieren.“ Das mittelfristige Ziel beschreibt Kaysler so: „Das PACS aus der Steckdose.“ 

Sind alle Daten erst einmal zentral verfügbar, ist ein sicherer, ortsunabhängiger und gleichzeitiger Datenzugriff einfach möglich. Das eröffnet dabei neue Szenarien sowohl für die Arzt-Patient-Kommunikation als auch für die medizinische Kollaboration. Ist dieser Grundstein gelegt, wäre es auch möglich, solche Daten Forschenden, Klinikern und anderen Akteuren zur Weiternutzung anzubieten, um diese Schätze finanziell nutzbar zu machen und letztlich auch die Patientenversorgung damit nachhaltig zu verbessern.

Damit gibt unsere Strategie auch eine Antwort auf die ökonomischen Realitäten hinter den großen Visionen. Denn zum einen dürften die Kosten für Datenspeicherung und die damit verbundenen Services schon bald steigen und womöglich sogar die mit Cloud-Lösungen heute zu realisierenden Effizienzgewinne übersteigen. „Zum anderen“, ist Andreas Kaysler sich sicher, „wird die Kliniklandschaft aufgrund der aktuellen Reformen in wenigen Jahren anders aussehen und den Druck hin zu Standardprozessen verstärken – auch in der Radiologie.“ Für den Weg in den Datenpool bedeutet das: Wer sich jetzt auf den Weg macht und zum Beispiel mit der Datenmigration beginnt, spart sich später die Schwimmflügel gegen das Ertrinken.

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